Rohner Privatstiftung

Rohner Privatstiftung

Aktuelle Ausstellung

 

KÜNSTLERINNEN DER GEGENWART

 

Nachdem wir, mit von Frauen geschaffenen Kunstwerken mit der Ausstellung „Selbstbestimmt“, sowie eine Kabinettausstellung „Frauen“ (der kühle Blick) für uns erfolgreich zu Ende gebracht haben, versuchen wir nun mit „Frauen der Gegenwart“ das Interesse des Publikums zu erreichen.

Es ist schon zur Tradition geworden, aus unserer Sammlung und Leihgaben ein Wechselspiel von Lebensbefindlichkeiten einer Gesellschaft in qualitätvoller, inhaltlicher Ausführung in einer Installation im Rohnerhaus zu gestalten. Die Ausstellung soll für den Betrachter die Festigung seiner Wichtigkeit zur ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit in unserer staatlichen Gesellschaft mit Neugier und Ansporn überzeugend stärken.

Die Künstlerinnen überzeugen in ihrem Schaffen das Rohnerhaus. Mit eigenem Gespür würde die Auswahl der Werke getroffen. Es dient einzig dem Ziel zur Verwirklichung unseres Leitbildes des Museums mit freiem Wort und breiter Meinungsbildung sowie die Sichtbarmachung weiblichen Schaffens. Die revolutionäre Chance der Kunst liegt in der Möglichkeit der Künstlerinnen, anders zu sein, anders, als wir erwarten, anders als wir uns vorstellen, jedoch selbst mit Geist und Seele geschaffen.

Wir glauben, dass gerade heute in der materialisierten Genusswelt und neuem Freizeitvolumen mit dem Vorzeigen bildender Kunst aus der Urform des künstlichen Schaffens, dem Wesen der Sinnlichkeit der Gesellschaft zu einen Mehrwert unserer Kultur bietet. Das Rohnerhaus inszeniert mit eigenem Bestand und Leihgaben ein philosophisches, geistiges Spiel für seine Besucher und Freunde des Hauses.

 

 

HORST KÖHNLEIN - Expressiver Realismus - Kabinettausstellung im 1. Stock 

 

Horst Köhnlein ist am 17.2.1935 in Reutlingen, Baden-Württemberg, geboren und am 9.8.2016 in Dornbirn verstorben. Geboren in den letzten Kriegsjahren, erlebte er die „Nachkriegsjahre“ als Kind und Jugendlicher. Für ihn waren es schwierige aber auch interessante, ja spannende Jahre, die sicher auch seine kreative, rastlose Ausprägung begründeten. 

Er absolvierte 1954-57 das Textiltechnikum in Reutlingen als Textildesigner. Im Anschluss führte ihn sein beruflicher Lebensweg durch Europa von Ochtrup an der holländischen Grenze über die Steiermark in die Schweiz nach Balgach zu der Firma Rohner Textil. Der Blick nach Vorarlberg von der Schweizer Seite wurde bald gewechselt – sein Weg führte ihn nach Dornbirn zu F.M. Hämmerle. Dort fand er mit seiner Familie, Frau Barbara und zwei Söhnen seine zweite Heimat.

Sein künstlerischer Werdegang als Autodidakt führte ihn bereits mit 22 Jahren nach Paris, wo er fast ein Jahr lang bei der akad. Malerin Rigolett-Touillet Mal- und Zeichenunterricht erhielt. Er hielt sich in dieser Zeit mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Seit dieser Zeit begleitete ihn ein Leben lang seine große innere Passion – das Malen. In Vorarlberg mietete er über lange Zeit ein altes Bauernhaus auf Bildstein in welchem er sich die sogenannte Stickstube als eigenes Atelier einrichtete. Doch immer suchend führte ihn seine rastlose Art mit 58 Jahren für 2 Monate nach Marokko. Eine völlig andere Welt. Ein Aufenthalt, der seinen Stil nachhaltig beeinflusste. Das erkennt man in seinen Bildern aus dieser Zeit wie „Simbabwe“ oder „Zaubergarten“.

Mit 59 ging er ein halbes Jahr nach Griechenland: Weiße Häuser, dunkelblaues Meer. Und gleich ein Jahr später in die Pyrenäen in denen Bilder von Steinformationen, Bergdörfer und Burgen entstanden. Er wohnte bei einem Schäfer, der zu seinem Freund wurde, in den Bergen in einem Steingehöft bei Perpignon. Beide Aufenthalte wurden in Bildern verarbeitet. Den Abschluss seiner Auslandsaufenthalte bildete im Alter von 74 ein 2 – jähriger Berlinaufenthalt. Hier wohnte und arbeitete er in Berlin Kreuzberg in einer Hinterhofwohnung. Berlin  –  für ihn eine künstlerische Offenbarung. Neue Techniken und ausdrucksstarke Bilder, die jetzt neue Graffiti-Einflüsse beinhalten, entstanden. 

Seine Maltechniken, die er verwendete spannten sich in einer Palette von Ölfarbe, Pastellkreide, Malstift und eigentlich allem, was ihm in die Finger kam. Die Bilder wurden meist vor Ort als Skizze in ein Skizzenbuch angefertigt. In seinem Atelier setzte er dieses Bild dann auf ein größeres Format um. Er war immer lange an seinen Bildern dran, nie zufrieden. Er sagte: „Nein, das ist noch nicht fertig“ dann neigte er den Kopf hin und her und zog genüsslich an seiner Pfeife.

Das Entwerfen von Textilkollektionen als Dessinateur färbte sicher auf seine Arbeit als Künstler ab. Die Collagetechnik wurde von ihm als verbindendes Element angewendet. Seine Bilder sind immer im Gegenständlichen verhaftet. Das Gegenständliche steht im Vordergrund. Farbe und Komposition sind meist expressiv und geheimnisvoll. Selten findet sich die Darstellung von Mensch oder Tier – wenn, dann meist gespenstisch und eigenartig deplatziert in seiner Bilderwelt. Manchmal unauffällig im Hintergrund, manchmal in den Vordergrund gerückt finden sich surreale Elemente.

In seiner Malerei fand Horst Köhnlein den Angelpunkt seines Lebens, Zuflucht, und Antrieb zugleich. „Mit seiner Kunst versuchte er das Mysterium des Lebens zu überwinden oder zumindest zeitweise Ruhe zu finden“.